Chinesischer Restsatz
Beim chinesischen Restsatz (auch chinesischer Restklassensatz genannt) handelt es sich um mehrere ähnliche Theoreme aus der abstrakten Algebra und der Zahlentheorie, mit denen simultane Kongruenzen berechnet werden können.
Die ursprüngliche Version des chinesischen Restsatzes, die sich mit der Lösung simultaner Kongruenzen für teilerfremde Moduln befasst, geht auf den chinesischen Mathematiker Sun Tzu zurück, der ihn vermutlich im 3. Jahrhundert in seinem Buch Sūn Zǐ Suànjīng (Sun Tzus Handbuch der Arithmetik
) niederschrieb.
Definition
Simultane Kongruenz ganzer Zahlen
Bei einer simultanen Kongruenz ganzer Zahlen handelt es sich um ein System von linearen Kongruenzen:
Für das System sollen – falls existent – alle ganzen Zahlen \(x\) bestimmt werden, die diese Kongruenzen gleichzeitig (also simultan) erfüllen. Falls eine solche Lösung \(x_0\) existiert, so handelt es sich bei den Zahlen
ebenfalls um Lösungen des Systems. Bei \(M\) handelt es sich hierbei um das kleinste gemeinsame Vielfache der Moduln \(m_1,\ldots,m_n\). Bei den Werten \(x_0 + kM\) handelt es sich um die Elemente der Restklasse \({[x_0]}_M\). Häufig wird für den Wert \(x_0\) der Standardvertreter der entsprechenden Restklasse verwendet; für diesen gilt \(0 \leq x_0 \lt M\).
Chinesischer Restsatz für Kongruenzen mit teilerfremden Moduln
Zunächst wird die ursprüngliche Version des chinesischen Restsatzes betrachtet, die das Problem der simultanen Kongruenzen für teilerfremde Moduln umfasst.
Seien \(m_1,\ldots,m_n\) paarweise teilerfremde natürliche Zahlen und sei \(M = m_1 \cdot \ldots \cdot m_n\) das Produkt dieser Zahlen. Für ganze Zahlen \(a_1,\ldots,a_n\) existiert dann ein ganzzahliges \(x_0\) mit \(0 \leq x_0 \lt M\), das die folgende simultane Kongruenz erfüllt:
Alle Lösungen \(x\) dieses Systems sind kongruent modulo \(M\). Aufgrund der Teilerfremdheit der Moduln \(m_1,\ldots,m_n\) handelt es sich beim Produkt \(M\) zudem um das kleinste gemeinsame Vielfache der Zahlen \(m_1,\ldots,m_n\).
Verallgemeinerung für Kongruenzen mit nicht teilerfremden Moduln
Seien \(m_1,\ldots,m_n\) natürliche Zahlen. Für ganze Zahlen \(a_1,\ldots,a_n\) existiert genau dann ein ganzzahliges \(x\), das die simultane Kongruenz
erfüllt, falls für alle \(i \neq j\) stets
gilt. Mit \(\ggT(m_i, m_j)\) ist hierbei der größte gemeinsame Teiler von \(m_i\) und \(m_j\) bezeichnet. Alle Lösungen \(x\) dieser Kongruenz sind kongruent modulo \(M = \kgV(m_1, \ldots, m_n)\).
Formale Definition in der abstrakten Algebra
Seien \(m_1,\ldots,m_n\) paarweise teilerfremde natürliche Zahlen und \(a_1,\ldots,a_n\) ganze Zahlen. Nach dem chinesischen Restsatz besitzt die simultane Kongruenz
dann stets ganzzahlige Lösungen \(x\), die alle kongruent modulo \(M = m_1 \cdot \ldots \cdot m_n\) sind. Gemäß der Definition von Restklassen folgt aus \(x \equiv a_i \pmod{m_i}\) stets \({[x]}_{m_i} = {[a_i]}_{m_i}\). Analog folgt aus der Kongruenz der Lösungen deren Zugehörigkeit zur Restklasse \({[x]}_M\). Jedem Tupel \(\bigl({[a_1]}_{m_1}, \ldots, {[a_n]}_{m_n} \bigr) = \bigl({[x]}_{m_1}, \ldots, {[x]}_{m_n}\bigr)\) kann also stets eine Restklasse \({[x]}_M\) zugeordnet werden – und umgekehrt.
In der abstrakten Algebra kann der chinesische Restsatz nun wie folgt formuliert werden: Für teilerfremde natürliche Zahlen \(m_1,\ldots,m_n\) sowie die Zahl \(M = m_1 \cdot \ldots \cdot m_n\) handelt es sich bei der Abbildung
des Restklassenrings \(\Z_M\) auf den Ring \(\Z_{m_1} \times \ldots \times \Z_{m_n}\) (das kartesische Produkt der Restklassenringe \(\Z_{m_1}, \ldots, \Z_{m_n}\)) um einen Ringisomorphismus, d. h. um eine strukturerhaltende, bijektive Abbildung zwischen den beiden Ringen.
Dies ermöglicht es, arithmetische Operationen in \(\Z_M\) nicht direkt in \(\Z_M\) durchzuführen; stattdessen werden die Operationen stellvertretend für alle \(\Z_{m_i}\) aus \(\Z_{m_1} \times \ldots \times \Z_{m_n}\) separat durchgeführt und das erhaltene Ergebnis anschließend mithilfe des Isomorphismus (über die garantiert existierende Umkehrabbildung) auf das eindeutige Ergebnis in \(\Z_M\) zurückgeführt. Insbesondere für große Werte von \(M\) und eine große Anzahl an Operationen ermöglicht dies – verglichen mit dem direkten Ausrechnen in \(\Z_M\) – eine oftmals deutlich schnellere Berechnung des Ergebnisses.
Beschreibung des Verfahrens
Chinesischer Restsatz für zwei Kongruenzen mit teilerfremden Moduln
Gegeben sei das folgende System aus zwei Kongruenzen mit teilerfremden natürlichen Moduln \(m_1,m_2\) und beliebigen ganzen Zahlen \(a_1,a_2\).
Aufgrund der Teilerfremdheit der Werte \(m_1\) und \(m_2\) können ganze Zahlen \(s_1\) und \(s_2\) gefunden werden, sodass
gilt; diese können beispielsweise mit dem erweiterten euklidischen Algorithmus berechnet werden.
Mithilfe der Werte \(s_1\) und \(s_2\) kann die gesuchte Lösung der simultanen Kongruenz nun direkt berechnet werden; es gilt:
Chinesischer Restsatz für beliebig viele Kongruenzen mit teilerfremden Moduln
Gegeben sei das folgende System aus \(n\) Kongruenzen mit paarweise teilerfremden natürlichen Moduln \(m_1,\ldots,m_n\) und beliebigen ganzen Zahlen \(a_1,\ldots,a_n\).
Zunächst werden das Produkt \(M = m_1 \cdot \ldots \cdot m_n\) sowie die Werte \(M_i = \frac{M}{m_i}\) berechnet. Aufgrund der Teilerfremdheit der Werte \(m_i\) und \(M_i\) können nun ganze Zahlen \(r_i\) und \(s_i\) gefunden werden, sodass
gilt; diese können beispielsweise mit dem erweiterten euklidischen Algorithmus berechnet werden.
Mithilfe der Werte \(s_i\) und \(M_i\) kann die gesuchte Lösung der simultanen Kongruenz nun direkt berechnet werden; es gilt:
Details zur Herleitung und zum Beweis der Formel können im Abschnitt Beweise nachgelesen werden.
Chinesischer Restsatz für beliebig viele Kongruenzen mit nicht teilerfremden Moduln
Gegeben sei das folgende System aus \(n\) Kongruenzen mit natürlichen Moduln \(m_1,\ldots,m_n\) und beliebigen ganzen Zahlen \(a_1,\ldots,a_n\).
Wichtig: Die Teilerfremdheit der Moduln \(m_1,\ldots,m_n\) ist nicht garantiert. Eine Lösung existiert nur für den Fall, dass für alle \(i \neq j\) stets \(a_i \equiv a_j \pmod{\ggT(m_i, m_j)}\) gilt. Der nachfolgende Abschnitt bezieht sich ausschließlich auf den Fall, dass die vorausgehende Bedingung erfüllt ist!
Die Lösung der simultanen Kongruenz – falls existent – kann beispielsweise durch sukzessive Substitution gelöst werden, indem die Kongruenzen schrittweise zusammengefasst bzw. ersetzt werden. Beispielsweise können Kongruenzen der Form
direkt zur folgenden Bedingung zusammengefasst werden:
Allgemein können Kongruenzen mit nicht teilerfremden Moduln mithilfe der Primfaktorzerlegungen der Moduln zusammengefasst bzw. ersetzt werden. Hierzu seien \(m_1\) und \(m_2\) exemplarisch zwei nicht teilerfremde Moduln mit den Primfaktorzerlegungen \(m_1 = p_1^{\alpha_1} \cdot p_2^{\alpha_2}\) und \(m_2 = p_2^{\beta_2} \cdot p_3^{\beta_3}\), die aus den drei Primzahlen \(p_1\), \(p_2\) und \(p_3\) bestehen, die jeweils in den Vielfachheiten \(\alpha_1\), \(\alpha_2\), \(\beta_2\) und \(\beta_3\) vorkommen. Die originalen Kongruenzen können nun durch die nachfolgenden Kongruenzen ersetzt werden, bei deren Moduln es sich um die in den Primfaktorzerlegungen vorkommenden Primzahlpotenzen handelt:
Die Moduln der beiden mit \(\star\) markierten Kongruenzen sind Potenzen derselben Primzahl \(p_2\) und somit nicht teilerfremd. Gesetzt dem Fall, dass \(a_1 \equiv a_2 \pmod{\ggT(p_2^{\alpha_2}, p_2^{\beta_2})}\) gilt, kann die Kongruenz mit der kleineren Primzahlpotenz gestrichen werden. Dies kann anschließend solange wiederholt werden, bis alle verbleibenden Moduln teilerfremd sind. (Hinweis: Dies kann auch für alle Kongruenzen parallel durchgeführt werden.) Anschließend kann das reguläre Lösungsverfahren für teilerfremde Moduln verwendet werden.
Beispiele
Beispiel 1: Zwei Kongruenzen mit teilerfremden Moduln
Es soll die Lösung der folgenden simultanen Kongruenz mithilfe des chinesischen Restsatzes bestimmt werden:
Zunächst müssen ganze Zahlen \(s\) und \(t\) bestimmt werden, sodass
gilt. Die Lösung \(s=2\) und \(t=-1\) kann hierbei beispielsweise durch Ausprobieren schnell gefunden werden; alternativ natürlich auch mit Verfahren wie dem erweiterten euklidischen Algorithmus.
Für die Lösung der simultanen Kongruenz ergibt sich somit:
Die Gültigkeit der gefundenen Lösung kann leicht überprüft werden: Es gilt \(13 \equiv 3 \pmod{5}\) sowie \(13 \equiv 4 \pmod{9}\). Alle Lösungen sind somit kongruent zu \(13\) modulo \(45\).
Beispiel 2: Drei Kongruenzen mit teilerfremden Moduln
Es soll die Lösung der folgenden simultanen Kongruenz mithilfe des chinesischen Restsatzes bestimmt werden:
Zunächst werden die Werte \(M\), \(M_1\), \(M_2\) und \(M_3\) bestimmt. Es gilt:
Anschließend müssen ganze Zahlen \(r_1\), \(r_2\), \(r_3\), \(s_1\), \(s_2\) und \(s_3\) bestimmt werden, sodass die folgenden Gleichungen gelten.
Für die Lösung der simultanen Kongruenz ergibt sich somit:
Die Gültigkeit der gefundenen Lösung kann leicht überprüft werden: Es gilt \(53 \equiv 2 \pmod{3}\), \(53 \equiv 3 \pmod{5}\) sowie \(53 \equiv 4 \pmod{7}\). Alle Lösungen sind somit kongruent zu \(53\) modulo \(105\).
Beispiel 3: Kongruenzen mit nicht teilerfremden Moduln
Es soll die Lösung der folgenden simultanen Kongruenz mithilfe des chinesischen Restsatzes bestimmt werden:
Da beispielsweise die Moduln \(2\) und \(4\) nicht teilerfremd sind, kann nicht direkt das Lösungsverfahren für teilerfremde Moduln verwendet werden. Die ersten fünf Kongruenzen können jedoch leicht zusammengefasst werden:
Somit verbleiben die folgenden beiden Kongruenzen:
Da die Moduln \(60\) und \(7\) teilerfremd sind, kann diese Aufgabe problemlos mit dem Lösungsverfahren für Kongruenzen mit teilerfremden Moduln gelöst werden. Dieses liefert, dass alle Lösungen kongruent zu \(301\) modulo \(420\) sind.
Beispiel 4: Kongruenzen mit nicht teilerfremden Moduln
Es soll die Lösung der folgenden simultanen Kongruenz mithilfe des chinesischen Restsatzes bestimmt werden:
Da die Moduln \(12\), \(40\) und \(90\) nicht teilerfremd sind, kann das Lösungsverfahren für teilerfremde Moduln nicht direkt verwendet werden.
Zunächst werden die Primfaktorzerlegungen der Moduln bestimmt; es gilt:
Damit können die originalen Kongruenzen wie folgt ersetzt werden:
Da die Kongruenzen (1), (3) und (5) sich nicht gegenseitig widersprechen, können diese durch die Kongruenz \(x \equiv 3 \pmod{8}\) zusammengefasst werden: Jeder Wert, der bei Division durch \(8\) den Rest \(3\) lässt, lässt auch bei Division durch \(4\) den Rest \(3\) und bei Division durch \(2\) den Rest \(1\). Analog können die Kongruenzen (2) und (6) zu \(x \equiv 7 \pmod{9}\) sowie die Kongruenzen (4) und (7) zu \(x \equiv 3 \pmod{5}\) zusammengefasst werden. Somit verbleiben die folgenden Kongruenzen mit nun teilerfremden Moduln:
Lösen mit dem Verfahren für Kongruenzen mit teilerfremden Moduln liefert, dass alle Lösungen kongruent zu \(-1397\) bzw. \(43\) modulo \(360\) sind. Einsetzen der gefundenen Lösung in die ursprünglichen Kongruenzen bestätigt die Gültigkeit der Lösung.
Beweise
Beweis der Eindeutigkeit der Lösung
Gegeben sei das folgende System aus \(n\) Kongruenzen mit paarweise teilerfremden natürlichen Moduln \(m_1,\ldots,m_n\) und beliebigen ganzen Zahlen \(a_1,\ldots,a_n\); mit \(M = m_1 \cdot \ldots \cdot m_n\) sei das Produkt der Moduln bezeichnet.
Angenommen, bei \(x\) und \(y\) handelt es sich um Lösungen aller Kongruenzen. Es gilt demnach \(x \equiv a_i \pmod{m_i}\) sowie \(y \equiv a_i \pmod{m_i}\), woraus aufgrund der Transitivität der Kongruenzrelation auch die Kongruenz \(x \equiv y \pmod{m_i}\) folgt, und somit die Teilbarkeit \(m_i \mid (x-y)\). Da die Moduln \(m_i\) paarweise teilerfremd sind, folgt hieraus insbesondere die Teilbarkeit \(M \mid (x-y)\), und somit die Kongruenz \(x \equiv y \pmod{M}\). Bei der Differenz \(x-y\) handelt es sich also um ein Vielfaches von \(M\). Unter Berücksichtigung der Forderungen \(0 \leq x \lt M\) bzw. \(0 \leq y \lt M\) folgt hieraus \(x=y\) und somit die Eindeutigkeit der Lösung, da es sich bei \(x-y=0\) um das einzige, unter diesen Voraussetzungen in Frage kommende Vielfache von \(M\) handelt.
Beweis der Existenz der Lösung (vollständige Induktion)
Die Existenz einer Lösung der simultanen Kongruenz mit \(n\) Kongruenzen kann mittels vollständiger Induktion gezeigt werden, indem zunächst eine Lösung für eine spezielle Anzahl \(n\) an Kongruenzen (z. B. für \(n=2\)) direkt berechnet und anschließend gezeigt wird, dass unter der Annahme, die simultane Kongruenz sei für \(n\) Kongruenzen lösbar, dann auch eine Lösung für die simultane Kongruenz mit \(n+1\) Kongruenzen berechnet werden kann.
(I) Induktionsanfang
Gegeben sei das folgende System aus \(n=2\) Kongruenzen mit teilerfremden natürlichen Moduln \(m_1\) und \(m_2\):
Nach dem Lemma von Bézout existieren ganze Zahlen \(s_1\) und \(s_2\) mit
die beispielsweise mit dem erweiterten euklidischen Algorithmus berechnet werden können. Mithilfe der Werte \(s_1\) und \(s_2\) kann nun eine Lösung \(x\) der simultanen Kongruenz wie folgt berechnet werden:
Um zu überprüfen, dass es sich bei \(x\) tatsächlich um die gesuchte Lösung handelt, können die beiden Kongruenzen durch Nachrechnen gezeigt werden. Für den Beweis der Kongruenz \(x \equiv a_1 \pmod{m_1}\) ergibt sich:
Erklärungen zu den Schritten | |
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Analog lässt sich die Kongruenz \(x \equiv a_2 \pmod{m_2}\) zeigen:
(II) Induktionsschritt
Induktionsannahme: Die simultane Kongruenz gelte für ein festes \(n \in \N\) mit \(n \geq 2\).
Gegeben sei das folgende System aus \(n+1\) Kongruenzen mit teilerfremden natürlichen Moduln \(m_1, \ldots, m_{n+1}\):
Gemäß Induktionsannahme existiert für die Kongruenzen \(x \equiv a_i \pmod{m_i}\) mit \(1 \leq i \leq n\) eine Lösung, die als \(a_{1 \ldots n}\) bezeichnet wird. Hiermit lässt sich das System mit \(n+1\) Kongruenzen in die folgende Form überführen:
Die Moduln \(m_1 \cdot \ldots \cdot m_n\) und \(m_{n+1}\) sind aufgrund der paarweisen Teilerfremdheit der Zahlen \(m_1,\ldots,m_{n+1}\) ebenfalls teilerfremd, sodass erneut der bereits im Induktionsanfang beschriebene (und lösbare!) Fall mit genau zwei Kongruenzen vorliegt; dieser liefert die gesuchte Lösung \(x\) für die gegebenen \(n+1\) Kongruenzen.
Insgesamt folgt, dass die simultane Kongruenz für \(n+1\) Kongruenzen gelöst werden kann, falls sie für \(n\) Kongruenzen gelöst werden kann. Gemeinsam mit dem Induktionsanfang folgt somit die Lösbarkeit für alle \(n \in \N\) mit \(n \geq 2\).
Beweis der Existenz der Lösung (direktes Nachrechnen)
Die Existenz einer Lösung der simultanen Kongruenz mit \(n\) Kongruenzen kann auch durch direktes Nachrechnen ohne vollständige Induktion gezeigt werden.
Gegeben sei das folgende System aus \(n\) Kongruenzen mit paarweise teilerfremden natürlichen Moduln \(m_1,\ldots,m_n\) und beliebigen ganzen Zahlen \(a_1,\ldots,a_n\).
Mit \(M = m_1 \cdot \ldots \cdot m_n\) sei das Produkt aller Moduln bezeichnet. Hiermit werden nun zunächst Werte \(M_i = \frac{M}{m_i}\) (für \(1 \leq i \leq n\)) definiert; es handelt sich bei \(M_i\) also um das Produkt aller Moduln mit Ausnahme von \(m_i\). Aufgrund der Teilerfremdheit der Moduln folgt somit unmittelbar die Teilerfremdheit von \(m_1\) und \(M_1\). Nach dem Lemma von Bézout existieren somit ganze Zahlen \(r_i\) und \(s_i\) mit
die beispielsweise mit dem erweiterten euklidischen Algorithmus berechnet werden können. Mithilfe der Werte \(s_i\) und \(r_i\) kann nun eine Lösung \(x\) der simultanen Kongruenz wie folgt berechnet werden:
Um zu überprüfen, dass es sich bei \(x\) tatsächlich um die gesuchte Lösung handelt, können die Kongruenzen durch Nachrechnen gezeigt werden. Für den Beweis der Kongruenz \(x \equiv a_k \pmod{m_k}\) ergibt sich:
Erklärungen zu den Schritten | |
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Beweise (abstrakte Algebra)
Beweis der Wohldefiniertheit
Seien \(m_1,\ldots,m_n\) paarweise teilerfremde natürliche Zahlen und sei \(M = m_1 \cdot \ldots \cdot m_n\) das Produkt dieser Zahlen. Zum Beweis der Wohldefiniertheit der Abbildung
muss gezeigt werden, dass für alle ganzen Zahlen \(x,y\) mit \({[x]}_M = {[y]}_M\) stets auch die Bilder \(\bigl( {[x]}_{m_1}, \ldots, {[x]}_{m_n} \bigr)\) und \( \bigl( {[y]}_{m_1}, \ldots, {[y]}_{m_n} \bigr)\) übereinstimmen, dass also \({[x]}_{m_i} = {[y]}_{m_i}\) gilt (für \(1 \leq i \leq n\)). Dies kann wie folgt gezeigt werden:
Erklärungen zu den Schritten | |
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Beweis der Injektivität
Seien \(m_1,\ldots,m_n\) paarweise teilerfremde natürliche Zahlen und sei \(M = m_1 \cdot \ldots \cdot m_n\) das Produkt dieser Zahlen. Zum Beweis der Injektivität der Abbildung
muss gezeigt werden, dass für alle ganzen Zahlen \(x,y\) aus \(h({[x]}_M) = h({[y]}_M)\) stets \({[x]}_M = {[y]}_M\) folgt. Dies kann wie folgt gezeigt werden:
Erklärungen zu den Schritten | |
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Beweis der Surjektivität
Seien \(m_1,\ldots,m_n\) paarweise teilerfremde natürliche Zahlen und sei \(M = m_1 \cdot \ldots \cdot m_n\) das Produkt dieser Zahlen. Die Surjektivität der Abbildung
ergibt sich wie folgt: Die Menge \(\Z_M\) und das kartesische Produkt \(\Z_{m_1} \times \ldots \times \Z_{m_n}\) haben beide dieselbe Mächtigkeit; es gilt \(|\Z_M| = |\Z_{m_1} \times \ldots \times \Z_{m_n}| = m_1 \cdot \ldots \cdot m_n\). Die Surjektivität der Abbildung folgt direkt aus der Eigenschaft, dass eine injektive Abbildung zwischen gleichmächtigen Mengen stets surjektiv (und somit bijektiv) ist. Die Injektivität der Abbildung wurde im vorausgehenden Abschnitt bewiesen.
Aus der Surjektivität folgt die Existenz einer Lösung. Aus der Injektivität folgt darüber hinaus die Eindeutigkeit der Lösung.