Restklassenring
Beim Restklassenring modulo einer natürlichen Zahl \(m\) handelt es sich um eine abstrakte Klassifikation der ganzen Zahlen bezüglich ihres Restes bei der Division durch \(m\).
Definition
Für eine natürliche Zahl \(m \in \N\) mit \(m \geq 1\) handelt es sich bei der Menge \(\Z_m\) (auch \(\Z/m\Z\)) um die Menge aller Restklassen bezüglich der Division durch \(m\). Hierbei werden alle ganzen Zahlen \(x \in \Z\), die bei der Division modulo \(m\) denselben (ganzzahligen) Rest lassen, zur Restklasse \({[x]}_m\) zusammengefasst; anstelle der Restklasse \({[x]}_m\) wird häufig der kleinste nichtnegative Vertreter der Restklasse als Repräsentant verwendet, sofern aus dem Kontext heraus klar ist, dass es sich um die Restklassen modulo \(m\) handelt.
Auf dieser Menge können nun zwei zweistellige Verknüpfungen – eine Addition \(\oplus\) und eine Multiplikation \(\odot\) – definiert werden (siehe auch Abschnitt Arithmetische Operationen).
Die Menge \(\Z_m\) bildet zusammen mit der Addition \(\oplus\) und der Multiplikation \(\odot\) einen (endlichen) kommutativen Ring mit Eins – den Restklassenring \((\Z_m,\oplus,\odot)\).
Handelt es sich beim Modul \(m\) um eine Primzahl \(p\), so bildet die Menge \(\Z_p\) zusammen mit der Addition \(\oplus\) und der Multiplikation \(\odot\) einen (endlichen) Körper – den Restklassenkörper \((\Z_p,\oplus,\odot)\), der auch mit \(\mathbb{F}_p\) bezeichnet wird.
Arithmetische Operationen
Addition
Hauptartikel: Addition von Restklassen
Auf der Menge \(\Z_m\) kann eine Addition \(\oplus\) wie folgt definiert werden:
Anstelle des Operators \(\oplus\) wird für die Addition häufig auch der Operator \(+\) als Schreibweise verwendet.
Subtraktion
Hauptartikel: Subtraktion von Restklassen
Auf der Menge \(\Z_m\) kann eine Subtraktion \(\ominus\) wie folgt definiert werden:
Anstelle des Operators \(\ominus\) wird für die Subtraktion häufig auch der Operator \(-\) als Schreibweise verwendet.
Multiplikation
Hauptartikel: Multiplikation von Restklassen
Auf der Menge \(\Z_m\) kann eine Multiplikation \(\odot\) wie folgt definiert werden:
Anstelle des Operators \(\odot\) wird für die Subtraktion häufig auch der Operator \(\cdot\) als Schreibweise verwendet.
Potenzieren
Hauptartikel: Potenzieren von Restklassen
Für alle Elemente \({[x]}_m\) der Menge \(\Z_m\) und alle natürlichen Zahlen \(n \in \N_0\) kann die Potenz auf die folgende Art rekursiv definiert werden:
Additives neutrales Element
Beim Element \({[0]}_m\) handelt es sich um das neutrale Element der Addition \(\oplus\). Für alle \({[x]}_m \in \Z_m\) gilt:
Multiplikatives neutrales Element
Beim Element \({[1]}_m\) handelt es sich um das neutrale Element der Multiplikation \(\odot\). Für alle \({[x]}_m \in \Z_m\) gilt:
Additive Inverse
Für jedes Element \({[x]}_m \in \Z_m\) existiert stets ein additives Inverses \({[-x]}_m \in \Z_m\). Es gilt:
Multiplikative Inverse
Ein Element \({[x]}_m \in \Z_m\) besitzt nur dann ein multiplikatives Inverses, wenn es sich bei \({[x]}_m\) um eine prime Restklasse modulo \(\mathbf{m}\) handelt, d. h., falls \(x\) und \(m\) teilerfremd sind; für den größten gemeinsamen Teiler von \(x\) und \(m\) gilt dann entsprechend \(\ggT(x,m)=1\). Das multiplikative Inverse kann in diesem Fall mithilfe des erweiterten euklidischen Algorithmus ermittelt werden.
Die Menge der multiplikativ invertierbaren Elemente von \(\Z_m\) bildet eine Gruppe, die mit \(\Z_m^\times\) (oder auch mit \({(\Z/m\Z)}^\times\)) bezeichnet und prime Restklassengruppe genannt wird. Es handelt sich hierbei um die Einheitengruppe des Rings \(\Z_m\). Die prime Restklassengruppe besitzt genau \(\varphi(m)\) Elemente; bei \(\varphi\) handelt es sich hierbei um die eulersche \(\varphi\)-Funktion.
Beispiele
Der Restklassenring modulo 1
Bei der Menge \(\Z_1 = \Z/1\Z\) handelt es sich um die Menge der Restklassen modulo 1. Diese bildet gemeinsam mit der Addition und der Multiplikation von Restklassen modulo 1 den einelementigen Nullring.
Der Restklassenring modulo 2
Bei der Menge \(\Z_2 = \Z/2\Z\) handelt es sich um die Menge der Restklassen modulo 2. Diese bildet gemeinsam mit der Addition und der Multiplikation von Restklassen modulo 2 einen Restklassenring.
Es handelt sich bei \(\Z_2\) um den zweitkleinsten Restklassenring. Da der Modul 2 eine Primzahl ist, handelt es sich darüber hinaus sogar um einen Körper, der auch als \(\mathbb{F}_2\) bezeichnet wird; hierbei handelt es sich um den kleinsten endlichen Körper.
Der Restklassenring modulo 8
Bei der Menge \(\Z_8 = \Z/8\Z\) handelt es sich um die Menge der Restklassen modulo 8. Diese bildet gemeinsam mit der Addition und der Multiplikation von Restklassen modulo 8 einen Restklassenring.
Da es sich bei 8 nicht um eine Primzahl handelt, handelt es sich bei \(\Z_8\) nicht um einen Körper. Beispielsweise besitzt das Element \({[2]_8}\) kein multiplikatives Inverses. Die Menge der invertierbaren Elemente bildet die Einheitengruppe des Rings; es gilt:
Formale Konstruktion
Auf der Menge der ganzen Zahlen \(\Z\) kann für jede natürliche Zahl \(m \in \N\) mit \(m \geq 1\) die folgende Äquivalenzrelation \(\equiv (\bmod{m})\), die Kongruenzrelation modulo \(m\), definiert werden:
Die Menge \(\Z_m\) (oder auch \(\Z/m\Z\)) der Restklassen modulo \(m\) kann nun formal als \(\Z_m = \Z / \equiv\) definiert werden, also als die Faktormenge (die Menge der Äquivalenzklassen) der Relation \(\equiv\):
Auf dieser Menge können nun eine Addition \(\oplus\) und eine Multiplikation \(\odot\) wie folgt definiert werden:
Hierbei ist es insbesondere wichtig, dass die beiden Verknüpfungen wohldefiniert sind, d. h., dass die Ergebnisrestklasse lediglich von den verknüpften Restklassen, aber nicht von den konkreten Vertretern der Restklassen, abhängt.
Beweis der Wohldefiniertheit der Addition
Gegeben seien ganze Zahlen \(a_1,a_2,b_1,b_2 \in \Z\) sowie eine natürliche Zahl \(m \in \N\). Es gelte \({[a_1]}_m = {[a_2]_m}\) sowie \({[b_1]}_m = {[b_2]_m}\). Damit die Addition wohldefiniert ist, muss unter diesen Voraussetzungen dann auch \({[a_1+b_1]}_m = {[a_2+b_2]}_m\) gelten. Dies kann wie folgt gezeigt werden:
Erklärungen zu den Schritten | |
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Beweis der Wohldefiniertheit der Multiplikation
Gegeben seien ganze Zahlen \(a_1,a_2,b_1,b_2 \in \Z\) sowie eine natürliche Zahl \(m \in \N\). Es gelte \({[a_1]}_m = {[a_2]_m}\) sowie \({[b_1]}_m = {[b_2]_m}\). Damit die Multiplikation wohldefiniert ist, muss unter diesen Voraussetzungen dann auch \({[a_1 \cdot b_1]}_m = {[a_2 \cdot b_2]}_m\) gelten. Dies kann wie folgt gezeigt werden:
Erklärungen zu den Schritten | |
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