Kleinstes gemeinsames Vielfaches (kgV)
Beim kleinsten gemeinsamen Vielfachen (kgV) handelt es sich um einen mathematischen Begriff, der unter anderem in den Gebieten der Arithmetik und der Zahlentheorie eine Rolle spielt. Es handelt sich dabei um die kleinste natürliche Zahl, die sich ohne Rest durch zwei gegebene ganze Zahlen teilen lässt. Das Gegenstück des kleinsten gemeinsamen Vielfachen ist der größte gemeinsame Teiler (ggT).
Der englische Begriff lcm (von least common multiple) ist ebenfalls verbreitet.
Berechnung
Berechnung des kleinstes gemeinsamen Vielfachen mithilfe der Primfaktorzerlegung
Das kleinste gemeinsame Vielfache zweier ganzer Zahlen kann über ihre Primfaktorzerlegung bestimmt werden. Hierfür werden zunächst alle Primfaktoren ermittelt, die in mindestens einer der beiden Zerlegung vorkommen, und anschließend in ihrer jeweils größeren, vorkommenden Potenz multipliziert.
Beispiel
Es soll das kleinste gemeinsame Vielfache von \(3780\) und \(7200\) berechnet werden. Es gilt
Die beiden Zahlen enthalten die Primfaktoren \(2\), \(3\), \(5\) und \(7\). Für das kleinste gemeinsame Vielfache ergibt sich entsprechend
Berechnung des kleinstes gemeinsamen Vielfachen mithilfe des euklidischen Algorithmus
Hauptartikel: Euklidischer Algorithmus
Das kleinste gemeinsame Vielfache zweier ganzer Zahlen kann alternativ (indirekt) mithilfe des euklidischen Algorithmus berechnet werden, indem es auf den größten gemeinsamen Teiler zurückgeführt wird. Hierbei handelt es sich um die empfohlene Standardvariante zur Berechnung des kgV, da die im Allgemeinen nur aufwendig zu berechnende Primfaktorzerlegung nicht benötigt wird. Es gilt
Beispiel
Es soll das kleinste gemeinsame Vielfache von \(3780\) und \(7200\) berechnet werden. Hierzu wird zunächst der größte gemeinsame Teiler bestimmt. Es gilt
Der größte gemeinsame Teiler \(180\) kann beispielsweise am Rest in der vorletzten Zeile abgelesen werden. Für das gesuchte kgV ergibt sich somit
Verallgemeinerung für mehrere Zahlen
Berechnung des kleinstes gemeinsamen Vielfachen mithilfe der Primfaktorzerlegung
Die Berechnung des kleinsten gemeinsamen Vielfachen kann auf mehr als zwei ganze Zahlen erweitert werden. Dies funktioniert analog zum Fall für zwei Zahlen: Es werden zunächst alle Primfaktoren ermittelt, die in mindestens einer Zerlegung vorkommen, und diese anschließend in ihrer jeweils größten vorkommenden Potenz multipliziert.
Beispiel
Es soll das kleinste gemeinsame Vielfache von \(1120\), \(1200\) und \(3528\) berechnet werden. Es gilt
Die gemeinsamen Primfaktoren sind \(2\), \(3\), \(5\) und \(7\). Für das kleinste gemeinsame Vielfache ergibt sich somit
Berechnung mithilfe der Assoziativität
Beim kleinsten gemeinsamen Vielfachen handelt es sich um eine assoziative zweistellige Verknüpfung. Es gilt
Die Assoziativität ermöglicht beispielsweise die schrittweise Berechnung des kleinsten gemeinsamen Vielfachen mithilfe des euklidischen Algorithmus, so dass auch im allgemeinen Fall keine Primfaktorzerlegung benötigt wird.
Rechenregeln
Für das kleinste gemeinsame Vielfache gelten unter anderem die nachfolgenden Identitäten. Bei \(a,b,c \in \mathbb{Z}\) handelt es sich jeweils um ganze Zahlen; mit \(|a|\) ist der Betrag bezeichnet.
- Das kgV ist assoziativ: \[ \kgV\left( a, \kgV(b, c) \right) = \kgV\left( \kgV(a,b), c \right) = \kgV(a,b,c). \]
- Das kgV ist kommutativ: \[ \kgV(a,b) = \kgV(b,a). \]
- Das kgV ist distributiv: \[ \kgV(a \cdot c, b \cdot c) = \kgV(a,b) \cdot |c|. \]
- Für \(c \mid a\) und \(c \mid b\) gilt analog zur Distributivität: \[ \kgV(a : c, b : c) = \kgV(a,b) : |c| \]sowie\[ c \mid \kgV(a,b). \]
- Für alle ganzen Zahlen gilt \begin{align*} \kgV(a,a) &= |a| \\[0.5em] \kgV(a,0) &= 0 \\[0.5em] \kgV(a,1) &= a. \end{align*}
Anwendungen
Bruchrechnung
Beim Addieren oder Subtrahieren von rationalen Zahlen (Brüchen) müssen diese durch Erweitern zunächst auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Hierfür ist das kleinste gemeinsame Vielfache der ursprünglichen Nenner ein sehr gut geeigneter Kandidat, da das Verwenden des kgV als gemeinsamer Nenner beispielsweise dafür sorgt, dass alle an der Rechnung beteiligten Werte so klein wie möglich bleiben.
Zusammenhang mit dem größten gemeinsamen Teiler
Für das kleinste gemeinsame Vielfache und den größten gemeinsamen Teiler zweier ganzer Zahlen gilt der folgende Zusammenhang:
Dies ermöglicht, das kleinste gemeinsame Vielfache auf den größten gemeinsamen Teiler zurückzuführen – und umgekehrt. Damit ist es beispielsweise möglich, das kgV (indirekt) mithilfe des euklidischen Algorithmus und somit ohne Primfaktorzerlegung zu berechnen.