Satz von de Moivre
Der Satz von de Moivre (auch Moivrescher Satz oder Formel von de Moivre) beschreibt, wie ganzzahlige Potenzen von komplexen Zahlen in Polarform elegant berechnet werden können und ist nach dem französischen Mathematiker Abraham de Moivre benannt.
Definition
Gegeben seien eine reelle Zahl \(x\) sowie eine ganze Zahl \(n\). Der Satz von de Moivre besagt, dass stets die folgende Gleichheit gilt:
Verallgemeinerung: Anstelle einer reellen Zahl \(x\) kann der Satz von de Moivre auch für beliebige komplexe Zahlen \(z\) formuliert werden. Für nicht ganzzahlige Exponenten \(n\) gilt der Satz von de Moivre nicht unmittelbar, da es sich beim Potenzieren dann um eine mehrwertige Funktion handelt und es sich bei der Potenz somit nicht um einen einzelnen Wert handelt.
Beweis
Beweis für natürliche Exponenten
Der Satz von de Moivre kann für natürliche Potenzen mittels vollständiger Induktion bewiesen werden, indem die Aussage durch Nachrechnen zunächst für ein spezielles \(n\) (z. B. für \(n=0\)) überprüft wird und anschließend gezeigt wird, dass unter der Annahme, die Aussage gelte für ein konkretes \(n\), dann auch die entsprechende Aussage für dessen Nachfolger \(n+1\) gilt.
(I) Induktionsanfang
Die Aussage ist für \(n=0\) gültig, denn es gilt:
(II) Induktionsschritt
Induktionsannahme: Die Behauptung gelte für ein festes \(n \in \N_0\).
Erklärungen zu den Schritten | |
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Insgesamt folgt, dass die Behauptung für \(n+1\) gilt, falls sie für \(n\) gilt. Gemeinsam mit dem Induktionsanfang folgt somit die Gültigkeit des Satzes von de Moivre für alle natürlichen Zahlen \(n \in \N_0\).
Beweis für ganzzahlige Exponenten
Der Beweis des Satzes von de Moivre für beliebige (negative) ganzzahlige Werte \(-n\) (mit \(n \in N\)) kann nun wie folgt gezeigt werden:
Erklärungen zu den Schritten | |
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Verallgemeinerung
Verallgemeinerung für komplexe Werte
Der Satz von de Moivre kann für ganzzahlige Exponenten \(n\) von reellen Zahlen auf komplexe Zahlen \(z=x+iy\) erweitert werden; es gilt:
Hierbei gilt:
Verallgemeinerung für nicht ganzzahlige Exponenten
Der Satz von de Moivre gilt nicht für nicht ganzzahlige Potenzen, wie das folgende Beispiel zeigt. Für \(x=0\) und \(x=2\pi\) handelt es sich bei \(\cos(x)+i\cdot\sin(x)\) um zwei Darstellungen derselben komplexen Zahl. Für \(n = \frac{1}{2}\) gilt:
allerdings gilt ebenfalls:
Abhängig von der gewählten Darstellung der komplexen Zahl liefert der Satz von de Moivre also verschiedene Ergebnisse. Beim gewählten Beispiel handelt es sich allerdings sowohl bei \(1\) als auch bei \(-1\) um (komplexe) Quadratwurzeln der Zahl 1 – und somit um gültige Lösungen. Dies gilt analog auch für (beliebige) andere nicht ganzzahlige Exponenten.
Allgemein gilt für beliebige komplexe Zahlen \(z\) und \(w\), dass es sich bei
um eine mehrwertige Funktion handelt und dass das Ergebnis somit nicht der einzelne Wert \(\cos(wz) + i \cdot \sin(wz)\) ist, der sich aus der Formel von de Moivre ergibt; dieser ist jedoch stets einer der Werte von \({\bigl( \cos(z) + i \cdot \sin(z) \bigr)}^w\).