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Assoziativgesetz

Das Assoziativgesetz (bzw. die Assoziativität) beschreibt eine elementare mathematische Eigenschaft. Eine Verknüpfung heißt assoziativ, wenn die Auswertungsreihenfolge einer zwei- oder mehrfach direkt aufeinanderfolgenden Verknüpfung keine Rolle spielt, solange die Reihenfolge der zu verknüpfenden Elemente nicht geändert wird. Als direkte Konsequenz aus dem Assoziativgesetz kann der Ausdruck beliebig geklammert werden – ohne das Ergebnis zu verändern.

Das Assoziativgesetz gehört neben dem Kommutativgesetz und den Distributivgesetzen zu den grundlegenden Regeln der Algebra.

Definition

Der Begriff assoziativ wird in verschiedenen Zusammenhängen verwendet:

  • Eine innere zweistellige Verknüpfung $\star: A \times A \rightarrow A$ auf einer Menge $A$ heißt assoziativ, wenn für alle Elemente $a,b,c \in A$ gilt:
    \[ \bigl( a \star b \bigr) \star c = a \star \bigl( b \star c \bigr). \]
    Genügt die Verknüpfung $\star$ dieser Eigenschaft nicht, so heißt sie nicht assoziativ.
  • Eine zweistellige Funktion $f: A \times A \rightarrow A$ heißt assoziativ, wenn für alle Elemente $x,y,z \in A$ gilt:
    \[ f\bigl(f(x,y), z\bigr) = f\bigl(x, f(y,z)\bigr). \]
    Genügt die Funktion $f$ dieser Eigenschaft nicht, so heißt sie nicht assoziativ

Klammerfreie Notation

Da bei einer assoziativen Verknüpfung $\star$ die Auswertungsreihenfolge der Verknüpfungen – und somit auch die Klammerung – keinen Einfluss auf das Ergebnis hat, kann eine vereinfachte klammerfreie Notation verwendet werden:

\[ \bigl( a \star b \bigr) \star c = a \star \bigl( b \star c \bigr) = a \star b \star c. \]

Allgemeines Assoziativgesetz

Für eine assoziative Verknüpfung $\star$ führt die mehrfache Anwendung der Verknüpfung stets zum selben Ergebnis – unabhängig von der Ausführungsreihenfolge der Verknüpfungen und der Klammerung des Ausdrucks. Dies wird als allgemeines Assoziativgesetz bezeichnet.

Die Verknüpfung von vier Elementen $a$, $b$, $c$ und $d$ kann auf die folgenden 5 Arten geklammert werden:

\begin{array}{ccc} a \star \bigl( b \star (c \star d) \bigr) & \quad & \bigl( (a \star b) \star c \bigr) \star d \\[0.5em] a \star \bigl( (b \star c) \star d \bigr) & \quad & \bigl( a \star (b \star c) \bigr) \star d \\[0.5em] \bigl( a \star b \bigr) \star \bigl( c \star d \bigr) & \quad & \end{array}

Die Verknüpfung von fünf Elementen $a$, $b$, $c$, $d$ und $e$ kann bereits auf 14 Arten geklammert werden:

\begin{array}{ccccc} a \star \Bigl(b \star \bigl(c \star (d \star e)\bigr)\Bigr) & \quad & \bigl(a \star b\bigr) \star \bigl(c \star (d \star e)\bigr) & \quad & \Bigl(\bigl(a \star (b \star c)\bigr) \star d\Bigr) \star e \\[0.5em] a \star \Bigl(b \star \bigl((c \star d) \star e\bigr)\Bigr) & \quad & \bigl(a \star b\bigr) \star \bigl((c \star d) \star e\bigr) & \quad & \Bigl(\bigl(a \star b\bigr) \star \bigl(c \star d\bigr)\Bigr) \star e \\[0.5em] a \star \Bigl(\bigl(b \star (c \star d)\bigr) \star e\Bigr) & \quad & \bigl((a \star b) \star c\bigr) \star \bigl(d \star e\bigr) & \quad & \Bigl(a \star \bigl((b \star c) \star d\bigr)\Bigr) \star e \\[0.5em] a \star \Bigl(\bigl(b \star c\bigr) \star \bigl(d \star e\bigr)\Bigr) & \quad & \bigl(a \star (b \star c)\bigr) \star \bigl(d \star e\bigr) & \quad & \Bigl(a \star \bigl(b \star (c \star d)\bigr)\Bigr) \star e \\[0.5em] a \star \Bigl(\bigl((b \star c) \star d\bigr) \star e\Bigr) & \quad & \Bigl(\bigl((a \star b) \star c\bigr) \star d\Bigr) \star e & \quad & \end{array}

Aufgrund der Unabhängigkeit von der konkreten Auswertungsreihenfolge können die obigen Beispiele auch ohne Klammern geschrieben werden:

\[ a \star b \star c \star d \qquad \text{ bzw. } \qquad a \star b \star c \star d \star e. \]

Mit steigender Zahl der zu verknüpfenden Elemente steigt die Anzahl der möglichen Klammerungen rapide – sie kann mithilfe der Catalan-Zahlen bestimmt werden. Für die eindeutige Darstellung genügt jedoch in allen Fällen die klammerfreie Notation.

Beispiele

Reelle Zahlen

Die Addition $+$ und die Multiplikation $\cdot$ von reellen Zahlen $a,b,c \in \R$ sind assoziativ:

\begin{align*} \bigl( a + b \bigr) + c &= a + \bigl( b + c \bigr) \\[0.5em] \bigl( a \cdot b \bigr) \cdot c &= a \cdot \bigl( b \cdot c \bigr). \end{align*}

Die Subtraktion $-$, die Division $\div$ und das Potenzieren von reellen Zahlen sind im Allgemeinen nicht assoziativ:

\begin{align*} \bigl( a - b \bigr) - c &\neq a - \bigl( b - c \bigr) \\[0.5em] \bigl( a \div b \bigr) \div c &\neq a \div \bigl( b \div c \bigr) \\[0.5em] {\bigl( a^b \bigr)}^c &\neq a^{\left( b^c \right)}. \end{align*}

Die Aussagen zur Assoziativität der Verknüpfungen von reellen Zahlen gelten in identischer Form auch für die Menge $\N$ der natürlichen Zahlen, die Menge $\Z$ der ganzen Zahlen, die Menge $\Q$ der rationalen Zahlen und die Menge $\C$ der komplexen Zahlen.

Mengen

Die Vereinigung $\cup$, der Schnitt $\cap$ und die symmetrische Differenz $\triangle$ von Mengen sind assoziativ. Für beliebige Mengen $A$, $B$ und $C$ gilt:

\begin{align*} \bigl( A \cup B \bigr) \cup C &= A \cup \bigl( B \cup C \bigr) \\[0.5em] \bigl( A \cap B \bigr) \cap C &= A \cap \bigl( B \cap C \bigr) \\[0.5em] \bigl( A \mathop{\triangle} B \bigr) \mathop{\triangle} C &= A \mathop{\triangle} \bigl( B \mathop{\triangle} C \bigr). \end{align*}

Die Differenz $\setminus$ und das kartesische Produkt $\times$ von Mengen sind im Allgemeinen nicht assoziativ:

\begin{align*} \bigl( A \setminus B \bigr) \setminus C &\neq A \setminus \bigl( B \setminus C \bigr) \\[0.5em] \bigl( A \times B \bigr) \times C &\neq A \times \bigl( B \times C \bigr). \end{align*}

Vektoren

Die Vektoraddition ist assoziativ. Für Vektoren $a,b,c \in V$ eines Vektorraums $V$ gilt:

\[ \bigl( a + b \bigr) + c = a + \bigl( b + c \bigr). \]

Die Vektorsubtraktion und das Kreuzprodukt sind nicht assoziativ. Für Vektoren $a,b,c \in V$ eines Vektorraums $V$ gilt im Allgemeinen:

\begin{align*} \bigl( a - b \bigr) - c &\neq a - \bigl( b - c \bigr) \\[0.5em] \bigl( a \times b \bigr) \times c &\neq a \times \bigl( b \times c \bigr). \end{align*}

Matrizen

Die Matrizenaddition und die Matrizenmultiplikation über einem Ring oder über einem Körper ist assoziativ. Für Matrizen $A$, $B$ und $C$ gilt:

\begin{align*} \bigl( A + B \bigr) + C &= A + \bigl( B + C \bigr) \\[0.5em] \bigl( A \cdot B \bigr) \cdot C &= A \cdot \bigl( B \cdot C \bigr). \end{align*}

Die Matrizensubtraktion ist im Allgemeinen nicht assoziativ:

\[ \bigl( A - B \bigr) - C \neq A - \bigl( B - C \bigr). \]